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    Sparkurs im Hightech-Land

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    Beitrag von gnadenlos Fr 08 Mai 2020, 16:54

    Es gibt doch tatsächlich noch Schranken an Bahnübergängen, die vor Ort von einem Wärter bedient werden. Sogar in Frankfurt. Dort überquert die Regionalbahn eine stark frequentierte, fünfspurige Kreuzung. Gestern ging irgendwas schief. Die Wärterin ist erst seit März dort vor Ort tätig. In ihrer Haut möchte ich jetzt nicht stecken. Ich verstehe auch nicht, weshalb der Zug nicht zwangsgebremst wird.
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    Beitrag von Oskar Fr 08 Mai 2020, 23:35

    gnadenlos schrieb:Es gibt doch tatsächlich noch Schranken an Bahnübergängen, die vor Ort von einem Wärter bedient werden. Sogar in Frankfurt. Dort überquert die Regionalbahn eine stark frequentierte, fünfspurige Kreuzung. Gestern ging irgendwas schief. Die Wärterin ist erst seit März dort vor Ort tätig. In ihrer Haut möchte ich jetzt nicht stecken. Ich verstehe auch nicht, weshalb der Zug nicht zwangsgebremst  wird.

    Ich hatte schon an meiner uhrwerkbetriebenen Spielzeugeisenbahn in den 50-er Jahren einen Bahnübergang mit einer Kontaktschiene, welche die Schranken mechanisch schloss. Die Technologie wäre eigentlich vorhanden....

    Die Wärterin wird doch nicht etwa auf ihrem Handy gedaddelt haben, wie seinerzeit der Fahrdienstleiter in Bad Aibling?
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    Beitrag von Gast So 10 Mai 2020, 07:58

    gnadenlos schrieb:Es gibt doch tatsächlich noch Schranken an Bahnübergängen, die vor Ort von einem Wärter bedient werden. Sogar in Frankfurt. Dort überquert die Regionalbahn eine stark frequentierte, fünfspurige Kreuzung. Gestern ging irgendwas schief. Die Wärterin ist erst seit März dort vor Ort tätig. In ihrer Haut möchte ich jetzt nicht stecken. Ich verstehe auch nicht, weshalb der Zug nicht zwangsgebremst  wird.


    Ja Hightech und wie. Als ich damals 1991 meinen Tf DB gemacht habe, war ich in Kassel Wilhelmshöhe, danach die ersten Gehversuche auf DB Loks in FFM Galluswarte, bevor ich dann endlich mal Reisezüge und schwere Güterzüge auf DB Strecken  fahren durfte. In Ffm war ich zunächst als Rangierlokführer auf Bauzügen und oh Graus, da hat man noch Waggons mit Hemmschuhen abgefangen, als ich damals sagte, in EF Rangierbahnhof bereits Gleisbremsen gibt, das konnten sie gar nicht vertragen, dass im Osten mal was besser war.  Meine damals  erste Zugleistung führte mich nach HH Überseehafen und war ein Autozug, lang ist es her. 8000 Tonnen, voll mit Audis und in Doppeltraktion. War schon spannend zu sehen, dass man bei der DB für einen 8000 Tonnen Zug 2 Loks benötigte. Das hat doch glatt unsere Taigatrommel am Stück gezogen, da wurde die gerade mal lustig Smile

    Aber zum Thema. Es ist nicht sicher, ob die Schrankenwärterin überhaupt schuldig ist. Es gibt 4 Möglichkeiten der BÜ ( Bahnübergang) Sicherung.

    1. Anlagen mit Grundstellerzeit, d.h. Zug berührt Kontakt, BÜ schließt und nach einer bestimmten vorher berechneten Zeit, geht der BÜ wieder auf.
    2. Signalabhängige Sicherung, Signal geht erst auf Fahrt, wenn BÜ geschlossen und gegen unbeabsichtiges öffnen  gesichert  ist.
    3. Sicherung durch Achszähler und Ein- bzw. Ausschaltskontakte. Das nennt man Einschaltstrecken.
    4. Sicherung durch Zug und  Rückmeldung. Hier holt sich der Rückliegende Fahrdienstleiter, also der, der den Zug in den Abschnitt fahren lässt, die Rückmeldung vom Schrapo, ( Schrankenposten) dass der BÜ gesichert ist. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, entweder der FdL ( Fahrdienstleiter) hat den Zug abfahren lassen und vergessen sich die Rückmeldung des Schrappo zu holen, oder aber die gute Frau hat den BÜ nicht gesichert, aber die Rückmeldung an den FdL gegeben und das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.

    So und nun konnte ich mal wieder Klugscheißen     geek  jocolor
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    Beitrag von Trulla So 10 Mai 2020, 12:33

    Leon0822 schrieb:So und nun konnte ich mal wieder Klugscheißen

    Das allein wäre nicht so schlimm.
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    Beitrag von Katana So 10 Mai 2020, 12:57

    gnadenlos schrieb:Es gibt doch tatsächlich noch Schranken an Bahnübergängen, die vor Ort von einem Wärter bedient werden. Sogar in Frankfurt. Dort überquert die Regionalbahn eine stark frequentierte, fünfspurige Kreuzung. Gestern ging irgendwas schief. Die Wärterin ist erst seit März dort vor Ort tätig. In ihrer Haut möchte ich jetzt nicht stecken. Ich verstehe auch nicht, weshalb der Zug nicht zwangsgebremst  wird.

    Du kannst Hightech in einem Land haben , bis zum erbrechen , bringt alles nichts , wenn der Einsatz von Technologie dem Gewinnstreben eines Unternehmens entgegen steht und daher nicht eingesetzt wird .

    Ist in mehreren Artikeln auch erwähnt worden , Pläne zur Verbesserung der Sicherheit dieses Bahnüberganges gibt es seit Jahrzehnten , politisch auch längst gefordert und abgesegnet , allein hat dieser Bahnübergang bei der DB keine Priorität . An so eine Stelle unbeaufsichtigt eine Mitarbeiterin einzusetzen , die keine 3 Monate Berufserfahrung hat , dokumentiert dazu sehr gut , dass dieser Bahnübergang für die DB scheinbar keine großartige Priorität hat . Egal ob die Frau nun Schuld hat oder nicht .

    Kernproblem bleibt aber weiterhin die Privatisierung der Bahn , zum zigsten Mal der Hinweis auf die britischen Staatsbahnen , deren Privatisierung ebenso geradewegs ins Chaos geführt hat , mit großteils wortwörtlich den gleichen Problemen , wie eben einem immer größer werdenden Wartungsstau und einer maroden Infrastruktur (Wieviel tausend Brücken der DB sind gleich noch sarnierungsbedürftig ?) .
    Da ist es nur eine Frage der Zeit , bis es zu solchen Unfällen kommt .

    Und das dicke Ende kommt dann irgendwann genau wie auf den britischen Inseln , dass privatisierte Unternehmen geht baden , der Staat rettet das systemrelevante Unternehmen und der Blödsinn wird vom Steuerzahler bezahlt . Vorher gehen halt ein paar Leute drauf , so what , gemessen am großen Gesamtbild des deutschen Schienennetzes sind das doch nur Vorfälle im Promillebereich , die Bahn bleibt trotzdem das sicherste Verkehrsmittel .
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    Beitrag von gnadenlos So 10 Mai 2020, 21:46

    Katana schrieb: die Bahn bleibt trotzdem das sicherste Verkehrsmittel .  

    Richtig. Ist aber kein Kunststück, wenn man auf rostigen Schienen von A nach B fährt. Leider ist die Bahn nicht umfangreich, nicht modern, nicht effizient, einfach nicht auf Höhe der Zeit.
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    Beitrag von gnadenlos So 10 Mai 2020, 21:50

    Oskar schrieb:

    Ich hatte schon an meiner uhrwerkbetriebenen Spielzeugeisenbahn in den 50-er Jahren einen Bahnübergang mit einer Kontaktschiene, welche die Schranken mechanisch schloss. Die Technologie wäre eigentlich vorhanden....

    Die Wärterin wird doch nicht etwa auf ihrem Handy gedaddelt haben, wie seinerzeit der Fahrdienstleiter in Bad Aibling?

    Einer meiner unzähligen Onkels hatte auch einmal das Schließen der Schranken verschlafen. Vom Lkw, der den Bahnübergang querte, blieb nicht viel übrig. Wie durch ein Wunder, war der Fahrer des Lkw und der Triebwagenführer nur mittelschwer verletzt. Das war Mitte der 1970er Jahre in Landshut.
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    Beitrag von Gast Mo 11 Mai 2020, 15:35

    Trulla schrieb:

    Das allein wäre nicht so schlimm.


    Was hast du denn schon wieder? Habe ich was böses über den ach so tollen Westen geschrieben? Das geht ja gar nicht.

    Es war aber so. Und es war auch ganz logisch, denn die Doktrin der Deutschen Bundesbahn war schlicht eine andere als die der Deutschen Reichsbahn. Die DR wollte viel an Masse und über lange Strecken transportieren. Mit Ausnahme von lebenden Tieren und verderblichen Lebensmitteln ging in der DDR alles, Ausnahmslos alles was weiter als 50 Km transportiert werden musste, über die Schiene.

    Das hätte der Autolobbyismus im Westen gar nicht gewollt. Analog dazu waren die Maschinen auch Konzipiert, die mussten viel ziehen können,die zu erreichende Geschwindigkeit war dabei zweitrangig. Und so haben die eben große Tonnagen ziehen können aber eben nur 120 Km/h erreicht. Zudem gab es das Streckennetz der DR nicht her, anders als im Westen, da wurden von der UdSSR keine Strecken abgebaut und abtransportiert, da wurde neue 3 und 4 Gleisige Trassen gebaut und auf denen gab es von Donnerstagabend bis Montag früh keinerlei Güterverkehr. Da gab es Sperrzeiten in denen man bauen konnte, davon konnten wir nur träumen.

    Die DB wollte schnell und bequem Reisen, Güterverkehr war eher ein Stiefkind und hier erkennt man den großen Unterschied, und genau deswegen erreichten DB Loks traumhafte Geschwindigkeiten, mit denen sie uns um Lichtjahre voraus waren, aber eben an Zuglasten fehlte. Als dann die Vereinigung der beiden Staatseisenbahnen kam, hatte man Loks zur Verfügung, die im schweren Güterzugdienst hätten eingesetzt werden können, hat man aber nicht, angeblich deshalb nicht, weil z.B. die Dieselelektrische die Lok der BR 132 ( heute 232) aus Sowjetischer Bauart eine 6 achsige Maschine ist und deshalb angeblich die Weichenzungen einen großen Verschleiß ausgesetzt werden würden. Warum hat die Lok denn unsere Weichen bei der DR nicht zerstört? Es war dummes Zeug, man wollte einfach Russische Lokomotiven nicht in Westdeutschen BW ( Bahnbetriebswerken) haben. Russisch ist scheiße, was hat man über Ossiloks abgelästert, heute ist man froh, dass diese Lokomotiven da sind, damals nicht ums verrecken eingesehen. Da fuhr man lieber von Ulm nach Lindau mit 2 mal 218 im Vorspann, nur damit man das Bordbistro mit Strom versorgen konnte, ein Schwachsinn der dümmer nicht geht. Wenn man einen Notruf bei der DR über die Mesa absetzen wollte, flog alles raus, jeder Lokführer, jeden Polizeistation, jeder Fahrdienstleiter hörte sofort mit. Mesa-Mobile-Eisenbahn-Streckenfunk-Anlage, gab es bei der DB gar nicht,da gab es zwar auch einen Zugbahnfunk, auf C Funk oder A Funk Basis, aber der war so unzuverlässig wie nur irgendwas, weil es einfach an den Funkmasten fehlte. Das kann man aber auch nicht der DB zum Vorwurf machen, das lag daran, dass eben jeder Lumpenbauer gegen jedes und alles Einspruch erheben konnte.In der DDR hat man gesagt, öffentliches Interesse, wird gebaut Punkt.

    Dass die DR relativ gut bestückt war, haben wir allerdings nur dem Erich zu verdanken, Erich H. war ein Eisenbahnfan, sodass er zu Lasten der Automobilindustrie die Eisenbahn regelrecht verwöhnt hat.

    Wie du siehst hatte jede der beiden Eisenbahnen ihre Vorteile, ihre Nachteile und ihre Problemchen.


    Und zum Schluss zwei kleine Lehrfilmchen, mit denen ich noch 1987 meine Ausbildung gemacht habe.


    Schönen Tag für dich.





    https://www.youtube.com/watch?v=MS_S500wXhg


    https://www.youtube.com/watch?v=tBPg5w2HjlI
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    Beitrag von Katana Mo 11 Mai 2020, 15:47

    gnadenlos schrieb:

    Richtig. Ist aber kein Kunststück, wenn man auf rostigen Schienen von A nach B fährt. Leider ist die Bahn nicht umfangreich, nicht modern, nicht effizient, einfach nicht auf Höhe der Zeit.

    Du hast eine gewisse Ironie übersehen Cool
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    Beitrag von Katana Mo 11 Mai 2020, 20:42

    Leon0822 schrieb:

    Was hast du denn schon wieder? Habe ich was böses über den ach so tollen Westen geschrieben? Das geht ja gar nicht.


    Geht schon , sind nur müßig und fürchterlich egal diese ständigen Vergleiche , insbesondere wenn der eine Staat als Dünnschiss , sang und klanglos im Lokus der Geschichte runtergespült wurde .

    Ob ne DDR Lok nun 8000 oder 80000 Tonnen ziehen konnte , ist ungefähr so relevant wie Willy Messerschmidts ME-262 . Ja das 3.Reich besaß den ersten Düsenjäger der Weltgeschichte , er war mehr als 200 Km/h schneller als alles , was damals flog und wen interessierts ??
    Richtig , niemanden mehr , weil die Nazis zum Glück trotzdem den Krieg verloren haben , trotz Düsenflugzeugen und dem damals bestem Autobahnnetz der Welt , ebenso wenig , wie die Taigatrommel den Staat DDR aus der Scheiße ziehen konnte auch wenn sie zigmal mehr ziehen konnte als irgend ne BRD Lok .

    Das ist ja das blöde an Diktaturen , in denen gibt es ebenso viele kluge Köpfe , wie in anderen Systemen auch , sie werden in Diktaturen bloss abgewürgt und klein gehalten .
    Apropos Autolobby , ich hab die Prototypen von Viertaktmotoren bei Wartburg und Trabant durchaus gesehen , auch nicht schlechter als ein damaliger Opel Kadett und erheblich moderner als ein Käfermotor . Am Können scheiterte es nicht , sie durften nur nicht .




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