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    Wer nicht widerspricht, der spendet

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    Wer nicht widerspricht, der spendet - Seite 2 Empty Re: Wer nicht widerspricht, der spendet

    Beitrag von Trulla Di 04 Sep 2018, 16:46

    gnadenlos schrieb:
    Die Behauptung der Bundesregierung, sie hätte es trotz aller Bemühungen nicht geschafft, die Zahl der Organspender zu steigern, ist doch der blanke Offenbarungseid.

    Vor ein paar Wochen, als die angebliche Organspendemüdigkeit der Bevölkerung beklagt wurde, wurde im Radio ganz anders berichtet.
    Dass weniger Spenderorgane verpflanzt werden, liegt nicht daran, dass keine Spenden zur Verfügung stehen oder nicht genug da wären. Die Leute sind so spendefreudig wie sonst auch. Aber für die Kliniken lohnt sich der Aufwand nicht. Die kriegen pro Verpflanzung eine pauschale Summe (ich meine, es sind 5000,- €) und damit ist alles abgedeckt. Entnahme aus dem Spender, fachgerechte Vorbereitung/Aufbewahrung des Organs, Verpflanzung in den Empfänger sowie der zwangsläufig folgende Aufenthalt des betroffenen Patienten auf der Intensivstation. Und Letzteres ist das, was für die Kohle nicht mehr drin ist. Die Kliniken haben also keinen ausreichenden Anreiz, Verpflanzungen vorzunehmen und tun es dann halt nicht.
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    Wer nicht widerspricht, der spendet - Seite 2 Empty Re: Wer nicht widerspricht, der spendet

    Beitrag von Oskar Di 04 Sep 2018, 19:02

    gnadenlos schrieb:

    Die nächste Frage ist: wie oft entnehmen österreichische Ärzte Organe ohne weitere Zustimmung? Wenn es eine Widerspruchsregelung gibt, muss dieser Part ja erst einmal abgeklopft werden.

    Von stillschweigenden Einwilligungen und zu verwaltenden Widersprüchen halte ich generell nichts. Derartige Regelungen taugen nämlich nichts, außer dass man damit herrlich viel Unfug treiben kann. Im konkreten Fall bewirkt eine solche Regelung, dass eine wichtige Sache erst gar nicht mehr in den Köpfen der Menschen ankommt. Die Behauptung der Bundesregierung, sie hätte es trotz aller Bemühungen nicht geschafft, die Zahl der Organspender zu steigern, ist doch der blanke Offenbarungseid. Was diese in praktischer Arbeit wenig erprobten Schwurbler als Bemühungen bezeichnen, erledigt jede Hilfsameise an einem Tag im Vorbeigehen. Diese Hansel machen es sich einfach und wollen Gerichte, Krankenkassen und andere Institutionen mit überflüssigen Zusatzarbeiten belasten.

    In Österreich kann man entweder ein schriftliches Dokument über den Widerspruch bei den Ausweispapieren mitführen, und/oder sich in ein zentralen Widerspruchsregister eintragen. Dieses Register muss von den Transplantationszentren auf jeden Fall abgefragt werden. Hierzu sind heutzutage ein paar Mausklicks erforderlich.

    Jedenfalls beträgt in A die Wartezeit auf eine Spenderniere etwa ein halbes Jahr, in D im Durchschnitt etwa 10 Jahre. Ähnlich wie in A ist es auch in Spanien, es scheint da irgendwie zu funktionieren.

    Der Vorsitzende der Bundesärztekammer, Montgomery, meinte ja, dass es ein gesellschaftliches Problem sei, dass es in D so wenig Organspender gebe. Stellt sich die Frage, wer dieses Problem lösen kann, die Politiker oder die Ärzte. Ich meine, weder noch.


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    Wer nicht widerspricht, der spendet - Seite 2 Empty Re: Wer nicht widerspricht, der spendet

    Beitrag von gnadenlos Di 04 Sep 2018, 19:24

    Oskar schrieb:

    In Österreich kann man entweder ein schriftliches Dokument über den Widerspruch bei den Ausweispapieren mitführen, und/oder sich in ein zentralen Widerspruchsregister eintragen. Dieses Register muss von den Transplantationszentren auf jeden Fall abgefragt werden. Hierzu sind heutzutage ein paar Mausklicks erforderlich.

    Jedenfalls beträgt in A  die Wartezeit auf eine Spenderniere etwa ein halbes Jahr, in D im Durchschnitt etwa 10 Jahre. Ähnlich wie in A ist es auch in Spanien, es scheint da irgendwie zu funktionieren.

    Der Vorsitzende der Bundesärztekammer, Montgomery, meinte ja, dass es ein gesellschaftliches Problem sei, dass es in D so wenig Organspender gebe. Stellt sich die Frage, wer dieses Problem lösen kann, die Politiker oder die Ärzte. Ich meine, weder noch.



    Im Vergleich mit A oder E ist das ja ein eklatanter Unterschied; hätte ich nicht gedacht.

    Natürlich ist es ein gesellschaftliches Problem. Das Thema Organspende ist in D negativ behaftet (vielleicht guckt man hier zu viele Krimis) und eine offensive Aufklärung fand und findet nicht statt. Hinzu kommt, dass im Land der Ellenbogengesellschaft alles irgendwie totverwaltet werden muss. Es einfach machen, um es dann einfach zu machen, geht in D nicht. Hier muss alles mit endloser Bürokratie, Kosten und Nebenkosten bedacht werden, bis für die Sache nichts mehr übrig bleibt (s. Trullas Beitrag).

    Das Gesundheitssystem ist selbstverständlich Sache der Politik. Das System krankt an Kosten, die keinesfalls von Ärzten, Pflegern und Helfern zu verantworten sind. Der größte Kostentreiber ist die Pharma-Mafia.
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    Wer nicht widerspricht, der spendet - Seite 2 Empty Re: Wer nicht widerspricht, der spendet

    Beitrag von Oskar Di 04 Sep 2018, 21:35

    Trulla schrieb:

    Vor ein paar Wochen, als die angebliche Organspendemüdigkeit der Bevölkerung beklagt wurde, wurde im Radio ganz anders berichtet.
    Dass weniger Spenderorgane verpflanzt werden, liegt nicht daran, dass keine Spenden zur Verfügung stehen oder nicht genug da wären. Die Leute sind so spendefreudig wie sonst auch. Aber für die Kliniken lohnt sich der Aufwand nicht. Die kriegen pro Verpflanzung eine pauschale Summe (ich meine, es sind 5000,- €) und damit ist alles abgedeckt. Entnahme aus dem Spender, fachgerechte Vorbereitung/Aufbewahrung des Organs, Verpflanzung in den Empfänger sowie der zwangsläufig folgende Aufenthalt des betroffenen Patienten auf der Intensivstation. Und Letzteres ist das, was für die Kohle nicht mehr drin ist. Die Kliniken haben also keinen ausreichenden Anreiz, Verpflanzungen vorzunehmen und tun es dann halt nicht.

    Welcher Sender war denn das?

    Eine Nierentransplantation kostet etwa 60.000 €, die sich über mehrere Jahre hinziehende Nachsorge ca. 10.000 € pro Jahr. Diese Kosten werden von den Krankenkassen problemlos übernommen.
    Nierentransplantationen werden nach wie vor in entsprechend ausgerüsteten Transplantationszentren durchgeführt und nicht von irgendwelchen Kliniken.

    Was die "Spendefreudigkeit" angeht, derzeit gibt es im 80 Mio. Volk in Deutschland sage und schreibe 900 Organspender, es ist der schiere Wahnsinn.
    Demgegenüber stehen ca. 10.000 Patienten die z. B. auf eine Nierentransplantation angewiesen wären.


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    Beitrag von Trulla Di 04 Sep 2018, 22:04

    Oskar schrieb:
    Diese Kosten  werden von den Krankenkassen problemlos übernommen.

    Na, anscheinend ja nicht. Und gerade mal 900 Organspender bundesweit glaubst Du wohl selbst nicht, da kannst Du wohl zwei Nullen dranhängen.

    (Ich meine, es war NDR2 oder vielleicht auch RSH)

    Wie dem auch sei, es sollte m.E. jedem selbst überlassen bleiben, ob er spenden will oder nicht. Das heißt, er sollte es zu Lebzeiten bestimmen können, falls er Spender sein möchte und nicht automatisch zum Spender werden im Falle seines Todes, nur weil er vielleicht versäumt hat, ein Dokument bei sich zu tragen, welches einer Spende ausdrücklich widerspricht. Ich weiß, Du denkst anders darüber, aber mir verursacht dieses Lauern auf eine Organspende, welches gleichzeitig des Tod eines anderen voraussetzt, übelsten Brechreiz.
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    Beitrag von Trulla Di 04 Sep 2018, 22:10

    Nachtrag: Hier eine weitere Begründung für bis vor Kurzem verminderte Spenden:

    https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-07/organtransplantation-organspenden-gestiegen-kliniken-skandal

    Potentielle Spender werden in den Krankenhäusern schlicht nicht erkannt und/oder nicht an die entsprechenden Stellen gemeldet.

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    Beitrag von gnadenlos Di 04 Sep 2018, 23:06

    Trulla schrieb:Nachtrag: Hier eine weitere Begründung für bis vor Kurzem verminderte Spenden:

    https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-07/organtransplantation-organspenden-gestiegen-kliniken-skandal

    Potentielle Spender werden in den Krankenhäusern schlicht nicht erkannt und/oder nicht an die entsprechenden Stellen gemeldet.


    >> Gelänge es, diesen Prozess in den Krankenhäusern "organisatorisch und politisch zu stärken", könnte die Zahl der Spenderorgane erheblich steigen. <<

    Ein frommer und völlig realitätsferner Wunsch der Stiftung. Außerhalb der Universitätskliniken sind bzw. werden Krankenhäuser ganz oder teilweise privatisiert. Die scheuen diesen kostenintensiven Aufwand wie der Teufel das Weihwasser. Es ist schon heute eine gewaltiger Kraftakt, in (teil-)privatisierten Kliniken eine komplette Notfallversorgung vorzuhalten. Auch hier ist es wieder die Politik, die aus Kostengründen ganz aktuell die Notfallversorgung bundesweit in Kliniken ausdünnt oder gar gänzlich streicht. Und genau diese Politik will jetzt hier den großen Wurf in Sachen Organtransplantation machen? Ich lache mich schlapp!

    Sie möchten keine Payback-Card unseres Discounters? Dann müssen Sie mit allen persönlichen Angaben widersprechen. Sie möchten nicht Mitglied im Club der Leseratten sein? Dann müssen Sie mit allen personenbezogenen Daten widersprechen. Sie möchten nicht, dass wir Ihre personenbezogenen Daten speichern? Dann müssen Sie dem widersprechen. Den Widerspruch müssen wir dann mit allen personenbezogenen Daten speichern ... (Letzteres ist kein Witz, das ist die nackte Realität. Auf solch einen Schwachsinn kommt kein 1-Jähriger, das schaffen nur Politiker).
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    Beitrag von Oskar Di 04 Sep 2018, 23:06

    Trulla schrieb:

    Na, anscheinend ja nicht. Und gerade mal 900 Organspender bundesweit glaubst Du wohl selbst nicht, da kannst Du wohl zwei Nullen dranhängen.


    Und Du solltest mal Dein Wolkenkuckucksheim verlassen:

    http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/deutschland-zahl-der-organspender-faellt-auf-historisches-tief-a-1187674.html

    Oder:

    http://www.vitanet.de/organspende/kosten

    Laut Umfragen befürwortet die Mehrheit der Deutschen die Widerspruchslösung:

    https://www.welt.de/newsticker/news1/article176837716/Organspenden-Umfrage-Mehrheit-fuer-Widerspruchsloesung-bei-Organspende.html

    Also 58 % dafür. Wenn es nun aber derzeit nur knapp 800 Organspender gibt ( 0,001 %), was schließen wir dann daraus?

    Eben, dass die Mehrheit zu faul und zu träge ist, sich einen Organspendeausweis mit entsprechenden Angaben zu beschaffen. Das wiederum bereitet mir Brechreiz.

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    Beitrag von Gast Di 04 Sep 2018, 23:11

    Trulla schrieb:

    Vor ein paar Wochen, als die angebliche Organspendemüdigkeit der Bevölkerung beklagt wurde, wurde im Radio ganz anders berichtet.
    Dass weniger Spenderorgane verpflanzt werden, liegt nicht daran, dass keine Spenden zur Verfügung stehen oder nicht genug da wären. Die Leute sind so spendefreudig wie sonst auch. Aber für die Kliniken lohnt sich der Aufwand nicht. Die kriegen pro Verpflanzung eine pauschale Summe (ich meine, es sind 5000,- €) und damit ist alles abgedeckt. Entnahme aus dem Spender, fachgerechte Vorbereitung/Aufbewahrung des Organs, Verpflanzung in den Empfänger sowie der zwangsläufig folgende Aufenthalt des betroffenen Patienten auf der Intensivstation. Und Letzteres ist das, was für die Kohle nicht mehr drin ist. Die Kliniken haben also keinen ausreichenden Anreiz, Verpflanzungen vorzunehmen und tun es dann halt nicht.



    Und wenn man dann sagt es geht in diesem ach so tollen System nur um Kohle und nichts ist wichtiger, was musste ich mir da anhören.......
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    Beitrag von Gast Di 04 Sep 2018, 23:13

    gnadenlos schrieb:

    >> Gelänge es, diesen Prozess in den Krankenhäusern "organisatorisch und politisch zu stärken", könnte die Zahl der Spenderorgane erheblich steigen. <<

    Ein frommer und völlig realitätsferner Wunsch der Stiftung. Außerhalb der Universitätskliniken sind bzw. werden Krankenhäuser ganz oder teilweise privatisiert. Die scheuen diesen kostenintensiven Aufwand wie der Teufel das Weihwasser. Es ist schon heute eine gewaltiger Kraftakt, in (teil-)privatisierten Kliniken eine komplette Notfallversorgung vorzuhalten. Auch hier ist es wieder die Politik, die aus Kostengründen ganz aktuell die Notfallversorgung bundesweit in Kliniken ausdünnt oder gar gänzlich streicht. Und genau diese Politik will jetzt hier den großen Wurf in Sachen Organtransplantation machen? Ich lache mich schlapp!

    Sie möchten keine Payback-Card unseres Discounters? Dann müssen Sie mit allen persönlichen Angaben widersprechen. Sie möchten nicht Mitglied im Club der Leseratten sein? Dann müssen Sie mit allen personenbezogenen Daten widersprechen. Sie möchten nicht, dass wir Ihre personenbezogenen Daten speichern? Dann müssen Sie dem widersprechen. Den Widerspruch müssen wir dann mit allen personenbezogenen Daten speichern ... (Letzteres ist kein Witz, das ist die nackte Realität. Auf solch einen Schwachsinn kommt kein 1-Jähriger, das schaffen nur Politiker).



    In dem scheiß Kapitalismus Drecks System geht es nur um Kohle, das ist die Wahrheit.

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