von Katana Fr 02 Feb 2018, 10:25
Ich halte diese Lebensweise für eine zwangsläufige Entwicklung im Großstadtleben .
Man kann das gerne gesellschaftshistorisch mal rekapitulieren , wie sich das Leben in der Menschheitsgeschichte verändert hat , wie sich kleine Siedlungen und Handelsposten zu Großstädten entwickelt haben , was damit gesellschaft einher ging .
Den Knackpunkt sehe ich im Beginn der Industrialisierung, vorher waren auch größere Städte nicht unbedingt ein Hort der Anonymität , es waren Handelsplätze mit Gilden und Innungen , kleinunternehmerischer Infrastruktur , in denen nach wie vor kräftig zwischenmenschlich interagiert wurde . Selbst in größeren Städten gab es echte Gemeinden , mit freiwilliger Feuerwehr , haufenweise Vereinen und zwischenmenschlicher Aktivität , so wie es heute beinahe nur noch auf dem Lande der Fall ist .
Mit der Industrialisierung entstanden Ghettos im Umfeld der Fabriken , die Bevölkerung explodierte , es wurde aber nicht mehr untereinander gehandelt , sondern es entstanden ganze Heere von Arbeitern und Arbeitersiedlungen , deren einziger Dasienszweck das Dach über dem Kopf zwischen zwei Schichten in den Fabriken war . Dadurch das Arbeit der einzige erkennbare Nenner war, nahm im Gegensatz dazu , der zwischenmenschliche Bezug und das Gemeinwesen ab , einfach ausgedrückt weil weder Zeit noch Platz für ein ausgeprägtes Gemeindewesen war .
Auch gut zu merken , da eine Großstadt nach der anderen auf eine Berufsfeuerwehr überwechselte , weil die Freiwilligkeit solcher Gemeindedienste in der Masse der Menschen einfach nicht mehr gegeben war und die Ausdehnung der Städte Dimensionen annahm , bei denen man mit einer ehrenamtlichen Ausübung grundsätzlicher Infrastruktur nicht mehr weiter kam .
In Europa ist diese Tendenz zur anonymen Ansammlung von Menschen , die zwar noch Stadt heißt , wo der Begriff ansich aber nur noch Gemeinwesen vorgaukelt noch nicht ganz so extrem, obwohl auch hier schon die Bildung von sozialen Brennpunkten in der Hauptsache mit Hochhäusern als Massenunterkünften zwangsläufig erfolgt , um die Menschenmassen überhaupt noch bewältigen zu können .
Schon man auf den Rest der Welt mit der Tendenz zu so genannten Superstädten , wie Los Angeles , New York , Mexiko City , Rio oder Kalkutta , nur um ein paar Beispiele zu nennen , kann man die fatalen Folgen totaler Anonymisierung innerhalb gigantischer Menschenmassen im Detail beobachten .
Ghettobildung mit abgehängten Massen in verwarlosten Stadtteilen , Massenarbeitslosigkeit , Leben am Rande des Existenzminimums, Verrohung der Umgangsformen, Explosion der Verbrechensraten durch wegsperren ungeliebter ethnischer Minderheiten deren Daseinszweck einzig die unterbezahlte Massenarbeit in Fabriken ist . Menschliche Interaktion , Wärme , Mitgefühl , ein Interesse am Mitmenschen geht im täglichen Überlebenskampf und einem gegenseitigen Klima des Misstrauens total unter . Es ist nach meiner Ansicht eine zwangsläufige Normalität , die sich in solchen Umfeldern einstellt und immer weiter verstärkt , in der Leute eben sterben , ohne das es jemanden noch interessiert geschweige denn das es bemerkt wird .
Der Zweck solcher Ballungszentren ist eben nicht , nett miteinander umzugehen und ne Runde zu kuscheln und brav wie im kleinen Dorf gegenseitig bis zur Belästigung aufeinander zu achten , sondern schlicht eine Konzentration von Arbeitskraft und Produktivität zu schaffen . Das Individuum ist belanglos , ja sogar kontraproduktiv in so einem Umfeld , massenhafte Verblödung durch niveaulose Massenmedien befördern diesen geistigen Fatalismus zusätzlich . Großstädte sind in der heutigen Zeit nur dazu da , tumbe Horden von Arbeitstieren zu schaffen und zu beherbergen .
Das Tote da auch mal monatelang in ihren Behausungen verrotten , ohne das es jemand großartig wahrnimmt , ist zwangsläufig entstehende Normalität .